Álvaro Reaño: „Der Markt hat sich weiterentwickelt und versteht besser, wie wichtig Kundenservice ist“

Álvaro Reaño ist seit 2013, als das Unternehmen beschloss, den Sprung nach Deutschland zu wagen, Geschäftsführer von LCM Reinigung für Deutschland und die Niederlande. Er sagt: „Ich gehörte zu denen, die dachten, dass sie niemals auswandern würden”, und nun lebt er schon seit dreizehn Jahren in Deutschland. Im folgenden Interview erzählt Reaño uns vom Wachstum, das das Reinigungsunternehmen in diesen Jahren erlebt hat, und von seinen persönlichen Erfahrungen mit dem deutschen Markt.

 

(F) Wie haben Sie die Kammer kennengelernt und wann haben Sie sich für eine Mitgliedschaft entschieden?

(A) Wir kennen die Kammer seit unseren Anfängen im Jahr 2013. Es war Jaime Álvarez de León, Mitglied des Vorstands, der uns auf diesem Abenteuer stets begleitet hat und uns von den Vorteilen einer Mitgliedschaft erzählt hat. Seitdem konnten wir viele Weggefährten kennenlernen und gemeinsam mit ihnen wachsen.

(F) Was sind die Aufgaben von LCM Reinigung?

(A) Die LCM Reinigung GmbH ist im Bereich der professionellen Gebäudereinigung im B2B-Sektor tätig, insbesondere im Einzelhandel. Unser Mutterunternehmen hat seinen Sitz in Murcia (Spanien) und ist landesweit vertreten. Im Jahr 2013 haben wir den Sprung nach Deutschland und 2019 nach Holland gewagt. Unser Hauptsitz in Deutschland befindet sich in Berlin.

Derzeit beschäftigen wir mehr als 550 Mitarbeiter, doch aufgrund der hohen Fluktuation in der Branche und unseres Charakters als „Sprungbrettunternehmen” durchlaufen jedes Jahr rund 1.000 Menschen LCM.

Wir verstehen uns als Sprungbrettunternehmen, weil wir vor allem Menschen, die neu im Land sind, eine Chance geben. Diese Arbeit ermöglicht ihnen den Einstieg in einen für sie neuen Arbeitsmarkt und verschafft ihnen Stabilität, während sie die Sprache lernen. Dadurch können viele den Sprung in Jobs schaffen, die eher ihren Studien oder beruflichen Interessen entsprechen.

(F) 2013 haben Sie beschlossen, eine Niederlassung in Berlin zu eröffnen. Warum Deutschland und was sind Ihre Aktivitäten in diesem Land?

(A) Alles begann mit einem unserer größten Kunden in Spanien, der uns bat, unsere Dienstleistungen auch in Deutschland anzubieten. Die erste Anfrage haben wir abgelehnt (der Respekt war enorm!), aber im Oktober 2013 haben wir den Sprung gewagt. Die Anfänge waren hektisch, wir reisten fast jeden Monat von Stadt zu Stadt. So konnten wir uns etablieren und nach und nach den Markt erschließen.

Heute arbeiten wir hauptsächlich im Einzelhandel mit Marken wie Decathlon, Guess, Reserved, MediaMarkt oder Edeka und bieten einen professionellen Reinigungsservice, der auf den Kunden und seine tatsächlichen Bedürfnisse ausgerichtet ist.

(F) Habt ihr eure Dienstleistungen an den deutschen Kunden angepasst?

(A) An den Abläufen haben wir nicht viel geändert. Aber wir haben gelernt, uns an den Markt anzupassen. Ein Beispiel dafür ist, dass mehr als 75 % unserer Mitarbeiter Spanisch sprechen. Viele kommen mit einer Ausbildung, beherrschen aber die Sprache nicht. Diese Arbeit gibt ihnen Stabilität, während sie lernen und sich integrieren.

Wir haben auch festgestellt, dass sich die Konkurrenz in Deutschland streng an den Vertrag hält. Wir passen uns, sofern es die vertraglich vereinbarte Zeit erlaubt, an die aktuellen Bedürfnisse des Kunden an. Als wir ankamen, war die Professionalität geringer als in Spanien. Heute hat sich der Markt weiterentwickelt und versteht die Bedeutung des Kundenservice besser.

(F) Was sind die Herausforderungen, die der deutsche Markt für Ihr Unternehmen mit sich bringt?

(A) Zweifellos das Personal. Es herrscht ein Mangel auf dem Markt und die Fluktuation kann monatlich bis zu 10-15 % betragen. Wir begegnen diesem Problem, indem wir denjenigen eine Chance geben, die aufgrund ihrer Sprache vom Markt abgelehnt werden. Das ist schwierig, aber wir glauben daran.

Dennoch hat der deutsche Markt großes Potenzial, und wir zeichnen uns weiterhin durch unseren Service und unsere kundennahe Betreuung aus.

(F) Hat sich Ihre Branche in den letzten Jahren verändert?

(A) Sehr stark. Vor zehn Jahren war der Unterschied zu Spanien enorm, und zwar nicht gerade zum Positiven. Es fehlte an Einheitlichkeit, Zugangskontrollen und Materialkontrollen.

Die Ansiedlung internationaler Unternehmen und die gestiegenen Anforderungen der Kunden haben dazu geführt, dass die Branche in Bezug auf Nachhaltigkeit, Arbeitnehmerrechte, Image und Umweltbewusstsein Fortschritte gemacht hat. Große Unternehmen waren gezwungen, sich zu professionalisieren, und der Markt hat dies begrüßt.

(F) Welche Dienstleistungen könnten Sie den übrigen Mitgliedern der Gemeinschaft anbieten?

(A) Wir können einen umfassenden Reinigungsservice anbieten, der stets auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Mitglieds zugeschnitten ist. Unser Ziel ist es, nah am Kunden zu sein, durch kontinuierlichen Kontakt und eine ständige Analyse seiner Bedürfnisse.

(F) Haben Sie über Ihre Arbeit hinaus noch eine persönliche Beziehung zu Deutschland?

(A) Bevor ich 2012 nach Deutschland kam, hatte ich keinerlei Verbindung zu diesem Land. Ich gehörte zu denen, die dachten, dass sie niemals auswandern würden, schon gar nicht nach Deutschland. Ich kam als Bauleiter für ein Projekt nach Bremen. Als es beendet war, beschloss ich zu bleiben: Die Krise hatte Spanien weiterhin im Griff, und hier sah ich Chancen.

Ich begann zusammen mit meiner Frau bei einem unserer Kunden zu putzen, während wir die Sprache lernten. Nach und nach arbeitete ich mich hoch, bis ich dieses Projekt leitete, von dem ich schon vor 12 Jahren geträumt hatte.

Heute ist Deutschland unser Zuhause: Hier haben wir unser Leben aufgebaut und unser Sohn ist geboren. Werden wir nach Spanien zurückkehren? Sicherlich, obwohl wir gesagt hatten, es würden zwei Jahre sein, und jetzt sind es schon dreizehn.

(F) Gibt es eine persönliche Anekdote, die die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und Spanien veranschaulicht?

(A) Es handelt sich weniger um eine Anekdote als vielmehr um ein Muster: die spanische Spontaneität gegenüber der deutschen Strenge. Wir reagieren in der Regel schnell und suchen nach Lösungen, ohne zu dramatisieren. Manchmal glauben die Deutschen, dass wir es nicht schaffen werden … und sind dann überrascht.

Diejenigen von uns, die es schaffen, einen Mittelweg zwischen ihrer Methode und unserer Flexibilität zu finden, haben einen Vorteil: fast schon Superkräfte!