Jaime Álvarez: „Spanische Unternehmen haben eine hohe Arbeitsmoral“

Jaime Álvarez de León ist seit 2016 Mitglied des Vorstands, aber seine Beziehung zu Deutschland reicht bis ins Jahr 2001 zurück, als er anlässlich der Eröffnung eines Büros seiner Anwaltskanzlei Alezes Abogados in der deutschen Hauptstadt nach Berlin kam. Seitdem berät Álvarez de León spanische Unternehmen, die sich in Deutschland niederlassen wollen.

 

(F) Wie lange sind Sie schon im Vorstand und warum haben Sie sich damals entschlossen, der Kammer beizutreten?

(A) Als Anwaltskanzlei sind wir seit 2002 Mitglied der Kammer. Ich bin jedoch seit 2016 Mitglied des Vorstands. Damals haben mich der spanische Botschafter in Deutschland, Pablo García-Berdoy, und der Botschaftsrat für Wirtschaft und Handel, Lucinio Muñoz, ermutigt, dem Vorstand beizutreten, da keines der Vorstandsmitglieder in Berlin lebte.

(F) Sie sind derzeit Mitglied der Anwaltskanzlei Alezes Abogados. Seit wann sind Sie in der Kanzlei tätig und was sind die Aktivitäten dieser Kanzlei in Deutschland?

(A) Ich bin seit 2001 in der Kanzlei tätig. Alezes Abogados hat Büros in Madrid, Palma de Mallorca und Berlin mit etwa 30 Mitarbeitern, und in Deutschland liegt unsere Stärke im Immobilien-, Arbeits- und Wirtschaftsrecht. Damals gab es in Berlin praktisch keine spanischen Anwaltskanzleien, also beschlossen wir, dort eine zu eröffnen. Die ersten Jahre waren schwierig, denn es gab kaum spanische Unternehmen in der deutschen Hauptstadt. Doch das wirtschaftliche Wachstum der Stadt führte zu einem eigenen Wachstum und wir etablierten uns als eine der ersten spanischen Kanzleien in Berlin.

(F) Sind Sie auf spanische oder deutsche Unternehmen spezialisiert und welche Dienstleistungen bieten Sie spanischen Unternehmen in Deutschland an?

(A) Von Berlin aus beraten wir hauptsächlich spanische und lateinamerikanische Unternehmen und helfen ihnen bei der Ansiedlung in Deutschland und allen damit verbundenen Verfahren. In Palma de Mallorca ist der Kunde meist eine Privatperson, die eine Immobilie kauft. In Madrid arbeiten wir mit ausländischen Unternehmen, die sich in Spanien niederlassen wollen.

(F) Auf welche Hindernisse stoßen spanische Unternehmen beim Eintritt in den deutschen Markt in Bezug auf die rechtlichen Aspekte, mit denen Sie normalerweise zu tun haben?

(A) Zum einen ist die Bürokratie ein Faktor, den man berücksichtigen muss, denn es gibt eine Reihe von bürokratischen Barrieren zu überwinden und das braucht Zeit. Andererseits darf auch der wirtschaftliche Aspekt nicht vergessen werden, denn allein die Gründung einer GmbH kostet 25.000 Euro, man braucht also ein beträchtliches Startkapital. Es ist ein Markt mit sehr hohen Strafen, wenn Sie nicht über genügend Startkapital verfügen. Entweder Sie kommen mit einer klaren Zusage in Bezug auf Umsatz und Budget von 150.000 Euro oder es funktioniert nicht. Allein die Gründung eines Unternehmens kostet ca. 30.000 Euro, ohne Berücksichtigung eines möglichen entsandten Mitarbeiters.

Drittens sind auch die steuerlichen Hürden ein großes Hindernis für ausländische Unternehmen. Es gibt immer einen gewissen Protektionismus seitens der lokalen Banken, wenn es zum Beispiel darum geht, ein Unternehmen zu gründen und ein Bankkonto zu erhalten, was an sich schon bis zu vier Monate dauern kann.

(F) Was können spanische Unternehmen in Deutschland beitragen?

(A) Spanische Unternehmen haben eine hohe Arbeitsmoral und sind daher wettbewerbsfähig. Es hängt auch von der Komplexität des Sektors ab, in dem Sie arbeiten. Im Bereich des Bauwesens oder der Glasfasertechnik ist man zum Beispiel sehr erfolgreich.

(F) Wie war Ihr erster Kontakt mit Deutschland, und wie ist Ihr Verhältnis zu Deutschland?

(A) Ich habe an der Schweizer Schule in Madrid studiert und war daher schon immer mit der deutschen Sprache vertraut. Ich habe auch beschlossen, mein Studium in Deutschland zu beenden, um meine Sprachkenntnisse zu verbessern. Nun lebe ich schon mehr als mein halbes Leben in Deutschland, da ich eine deutsche Frau geheiratet habe und meine Kinder hier geboren und aufgewachsen sind. Außerdem muss ich mich jetzt „spanisieren“.

(F) Sind Sie Mitglied in anderen internationalen Wirtschafts- und Rechtsorganisationen?

(A) Vor einigen Jahren wurde Alezes Abogados Mitglied der Vereinigung spanisch-deutscher Anwälte.

(F) Haben Sie kulturelle Unterschiede zwischen den beiden Ländern im Bereich der Wirtschaft festgestellt?

(A) Von der Art und Weise, wie sie sich vorstellen, bis hin zu der Art und Weise, wie sie ein Treffen betreten. Ich denke, der Spanier ist in der Regel impulsiver und der Deutsche analytischer. Die Deutschen präsentieren sich detaillierter, während die Spanier in der Lage sind, ein stärkeres Vertrauensverhältnis zu ihrem Gegenüber aufzubauen.

(F) Welchen Unterschied macht die Kammer schließlich für ein spanisches Unternehmen, das in Deutschland tätig ist?

(A) La relación entre los socios y el corporativismo generado. Las grandes empresas españolas que lideran la actividad empresarial española en Alemania arrastran muchas veces a otras más pequeñas. En este sentido, la red de contactos ofrece este networking de acercamiento entre empresas de diferentes tamaños que luego deriva en negocio directo e indirecto. Además, contamos con un apoyo institucional enorme por parte de la Embajada Española en Alemania, que genera visibilidad entre las empresas de la comunidad cameral.