
Martin Johann Beck: „Viele spanische Unternehmen stehen vor einer kulturellen Herausforderung, wenn es darum geht, Talente zu rekrutieren“
Die Beziehungen von Martin Johann Beck zu Spanien reichen mehr als 25 Jahre zurück. Seitdem ist diese Verbindung ungebrochen und Beck trägt weiterhin dazu bei, sie zu stärken, indem er Dienstleistungen für spanische Unternehmen, die in Deutschland nach Talenten suchen, sowie für deutsche Unternehmen, die auf dem spanischen Markt wachsen wollen, anbietet. Als Managing Director von Catenon in Deutschland koordiniert und leitet er derzeit die Aktivitäten seines Unternehmens in diesem Land.
(F) Wie haben Sie von der Kammer erfahren und wann haben Sie beschlossen, ihr beizutreten?
(A) Wir lernten die Kammer vor mehr als 15 Jahren kennen, zu einer Zeit, als immer mehr spanische Unternehmen uns um Hilfe bei ihrer Entwicklung in Deutschland baten. Seitdem haben wir eine sehr enge und konstante Beziehung aufrechterhalten. Wir schätzen die Arbeit der Kammer und ihre Fähigkeit, die Interessen der spanischen Unternehmen auf dem deutschen Markt zu verbinden, zu begleiten und zu vertreten.
In einem komplexen Umfeld wie dem deutschen brauchen spanische Unternehmen einen soliden Partner wie die Kammer: eine effektive Plattform, um zu kommunizieren, sich gegenseitig zu unterstützen und Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu schaffen. Letztendlich ist die Kammer ein Treffpunkt, ein Ort der Vernetzung und eine Wissensquelle für alle Unternehmen, die in Deutschland wachsen wollen.
(F) Was ist die Tätigkeit von Catenon genau?
(A) Catenon ist ein internationales Unternehmen für Talentsuche. Mithilfe unserer eigenen Technologie und Methodik identifizieren, bewerten und präsentieren wir die besten Fachkräfte auf der ganzen Welt. Wir freuen uns besonders darauf, spanische Unternehmen bei ihren Internationalisierungs- und Wachstumsprozessen zu unterstützen.
Wir wählen Profile für Führungskräfte und das mittlere Management aus, aber auch technische Profile und viele Profile für den kaufmännischen Bereich und die Geschäftsentwicklung, wobei wir uns an die spezifischen Bedürfnisse jedes Kunden anpassen.
(F) Was ist Ihre Rolle bei Catenon?
(A) Ich bin Managing Director der Catenon GmbH in Deutschland. Wir haben unseren Sitz in München und verfügen über ein operatives Team von 10 Mitarbeitern in verschiedenen Regionen des Landes, was uns eine enge und effiziente Abdeckung des deutschen Marktes ermöglicht. In dieser Position ist es meine Aufgabe, unsere Aktivitäten in Deutschland zu koordinieren und die Beziehungen zu unseren lokalen und internationalen Kunden zu pflegen.
(F) Wie verbindet Ihr Unternehmen Spanien mit Deutschland?
(A) Die Catenon GmbH bietet Dienstleistungen für spanische Unternehmen an, die in Deutschland nach Talenten suchen, und wir helfen auch deutschen Unternehmen, die auf dem spanischen Markt wachsen wollen, hauptsächlich durch unseren German Desk. Deutschland ist ein wichtiger Handelspartner für Spanien und stellt für viele spanische Unternehmen eine große Chance dar.
Darüber hinaus besteht unser Team aus vielen Personen mit persönlichen Verbindungen zu Spanien: einige sind Spanisch-Deutsche, andere haben einen spanischen Partner oder haben im Land gelebt. Dies ermöglicht es uns nicht nur, Sprachen zu übersetzen, sondern auch beide Kulturen zusammenzubringen und Nuancen, Erwartungen und Arbeitsweisen zu verstehen. Kurz gesagt: Es geht darum, Menschen zu verbinden. Das ist letztlich unsere wahre Berufung.
(F) Gibt es viele spanische Unternehmen mit Talentproblemen in Deutschland? Auf welche Probleme stoßen spanische Unternehmen in Deutschland in der Regel in Bezug auf Talente?
(A) Ja, viele spanische Unternehmen haben Schwierigkeiten, in Deutschland Talente zu finden, und in vielen Fällen schränkt dies ihr Wachstum deutlich ein. Das ist nicht überraschend, denn auch deutsche Unternehmen stehen vor dieser Herausforderung. Zu den Hauptproblemen gehören der Mangel an einheimischen Talenten in bestimmten Regionen, die Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage sowie die steigenden Anforderungen der Bewerber, insbesondere der jüngeren, an Aspekte wie Flexibilität, Zweck der Arbeit und Arbeitsbedingungen.
Darüber hinaus sind viele spanische Unternehmen mit einem kulturellen Unterschied in der Art und Weise konfrontiert, wie sie Talente anziehen: Es reicht nicht aus, einfach eine freie Stelle auszuschreiben, sondern es ist wichtig zu verstehen, was Fachkräfte motiviert und wie man mit ihnen in Kontakt tritt. So sind beispielsweise die Kündigungsfristen in Deutschland in der Regel länger und anders geregelt als in Spanien, wo sie traditionell 15 Tage betragen. Was die Gehälter angeht, so mögen sie von Spanien aus hoch erscheinen, und manchmal gibt es komplexe Situationen, in denen ein Manager in Spanien weniger verdient als ein operativer Mitarbeiter in Deutschland.
Andererseits gibt es strukturelle und kulturelle Unterschiede, die viele Arbeitsabläufe in Deutschland bedingen: umfangreiche Bürokratie, weniger Digitalisierung, langsamere Arbeitsrhythmen, strenger Datenschutz und ein stark reguliertes rechtliches Umfeld. Die Arbeit in einem spanischen Unternehmen kann für bestimmte Profile attraktiv sein, vor allem wenn eine persönliche oder emotionale Verbindung zu Spanien besteht. Wenn man sie einlädt, die Unternehmenskultur kennen zu lernen oder sogar Zeit in Spanien zu verbringen, kann das einen Unterschied machen. Manchmal geht es auch darum, den Lebensstil und die Werte, für die ein spanisches Unternehmen steht, zu „verkaufen“.
(F) Gibt es bestimmte Sektoren, in denen die Unternehmen hier in Deutschland mehr Talente suchen?
(A) In Deutschland fehlt es in praktisch allen Bereichen an qualifizierten Fachkräften. Spanische Unternehmen, die hier tätig sind, sind in einer Vielzahl von Bereichen vertreten: Banken und Versicherungen, Energie, Telekommunikation, Industrie, digitale Dienstleistungen und andere mehr.
Vor allem in den Bereichen Technik, Ingenieurwesen und Geschäftsentwicklung gibt es einen ständigen Bedarf. Viele Unternehmen benötigen Unterstützung, um lokale oder internationale Talente zu gewinnen, damit sie auf einem so wettbewerbsfähigen Markt wie dem deutschen wachsen können.
(F) Inwieweit ist die Sprache ein Hindernis für eine spanische Person, die in Deutschland arbeiten möchte?
(A) Wie können Sie ein deutsches Team leiten oder effektiv mit Kunden, Lieferanten oder Verbrauchern kommunizieren, wenn Sie die Sprache nicht sprechen? In vielen Fällen ist die deutsche Sprache immer noch der Schlüssel zur vollständigen Integration in das Arbeitsumfeld und zum Aufbau von Vertrauen.
Es gibt jedoch Umgebungen – vor allem in internationalen oder technologischen Sektoren -, in denen Englisch für bestimmte Funktionen ausreichend sein kann, insbesondere in hochtechnischen Positionen. Nichtsdestotrotz ermutigen wir Fachkräfte immer, Deutsch zu lernen oder zumindest Interesse daran zu zeigen. Das Bemühen um die Sprache ist ein deutliches Zeichen der Integration und eröffnet viele weitere Möglichkeiten, sowohl beruflich als auch persönlich.
(F) Welche Unterstützung können Sie dem Rest der Mitgliedergemeinschaft anbieten?
(A) Wir können andere Mitgliedsunternehmen in allen Aspekten der Talentsuche in Deutschland unterstützen, von der Definition des Profils bis zur Einstellung des Kandidaten. Wir helfen auch dabei, die Dynamik des deutschen Arbeitsmarktes, das Gehaltsniveau oder interkulturelle Aspekte im Auswahlprozess zu verstehen. Darüber hinaus können wir eine Brücke zwischen dem spanischen Hauptsitz und der deutschen Tochtergesellschaft sein, indem wir die Kommunikation und den Abgleich erleichtern, um die richtigen Talente zu finden.
Es geht aber nicht nur um die Suche nach dem Geschäftsabschluss, sondern auch um den Aufbau und die Stärkung einer spanischen Gemeinschaft in Deutschland. Wir schätzen die Bedeutung von Netzwerken, Erfahrungsaustausch und gegenseitiger Unterstützung zwischen Unternehmen und Fachkräften. Die Förderung dieser Verbindungen ist der Schlüssel zum gemeinsamen Wachstum und zur Bewältigung der Herausforderungen des Marktes. Bei all dem wollen wir eine konstante und enge Unterstützung für alle unsere Mitglieder sein.
(F) Sind Sie Mitglied in anderen deutsch-spanischen Organisationen?
(A) Ja, wir sind nicht nur aktive Mitglieder der Kammer, sondern auch Teil der AHK in Spanien. Wir nehmen regelmäßig an spanisch-deutschen Veranstaltungen und Foren teil und bemühen uns, sowohl auf geschäftlicher als auch auf menschlicher Ebene Brücken zwischen den beiden Ländern zu bauen.
(F) Wie ist Ihre persönliche Beziehung zu Spanien?
(A) Ich habe vor mehr als 25 Jahren in Barcelona studiert, ich arbeite seit langem in einem spanischen Unternehmen, meine Frau ist Spanierin und unsere Töchter wachsen dreisprachig auf. Spanien ist seit Jahrzehnten Teil unseres Familien- und Berufslebens. Außerdem habe ich eine regelmäßige Verbindung zu beiden Ländern.