
Mar Belloc: „Die größte Herausforderung auf dem deutschen Markt für ein Herstellerunternehmen ist es, eine etablierte Erfahrung zu haben“
Mar Belloc begann 2021 in der Exportabteilung von Cables de Comunicaciones Zaragoza (CABLESCOM) zu arbeiten und derzeit konzentriert sich ihre Aufgabe darauf, zur kommerziellen Entwicklung des Unternehmens auf dem deutschen Markt beizutragen. Nach mehreren Jahren Erfahrung in Städten wie Frankfurt und Düsseldorf erzählt uns Mar in ihrer aktuellen Position als Key Account Managerin in Deutschland von der Mission von Cablescom.
(F) Wie haben Sie von der Kammer erfahren und wann haben Sie beschlossen, ihr beizutreten?
(A) Ich persönlich kenne die Kammer seit vielen Jahren und hatte insbesondere 2020 ein Gespräch mit dem ehemaligen Präsidenten Juan Jose de Vicente Caballero, mit dem ich in Frankfurt die Gelegenheit hatte, mehr über die großartige Arbeit zu erfahren, die die Kammer bei der Unterstützung spanischer Unternehmen leistet, die am deutschen Markt interessiert sind. Schließlich wurden wir im Jahr 2022, bereits in meiner Position als KAM für den deutschen Markt bei Cablescom, Mitglied der Kammer.
(F) Was ist die Tätigkeit von Cablescom und in welchen Bereichen ist sie aktiv?
(A) Cablescom wurde 1971 in Saragossa gegründet und ist seit 2016 Teil der chinesischen Gruppe Hengtong, einem weltweit führenden Unternehmen in den Bereichen Telekommunikation, Stromübertragung, IoT und erneuerbare Energien. In der Geschichte von Cablescom gibt es zwei wichtige Daten, nämlich 1983 als erster spanischer Hersteller von Glasfaserkabeln und 1992 als offizieller Lieferant des spanischen Hochgeschwindigkeitszugs AVE.
Es sei daran erinnert, dass Spanien nach China über das zweitgrößte Hochgeschwindigkeitsnetz der Welt verfügt und 50 % dieses Netzes von Cablescom in seinem Werk in Zaragoza hergestellt wurden, in dem derzeit 300 Mitarbeiter beschäftigt sind. Unser 77’000 m2 grosses Werk wurde vor kurzem um zwei zusätzliche Lagerhallen erweitert, mit deren Ausbau wir unsere Produktionskapazität um weitere 8’000 m2 erhöhen wollen.
Die Tätigkeit von Cablescom hat sich im Laufe der Jahre konsolidiert und das Unternehmen ist der größte spanische Hersteller von Glasfaser- und Kupferkabeln für den Telekommunikations- und Eisenbahnsektor. Das Unternehmen arbeitet derzeit mit den wichtigsten europäischen Eisenbahn- und Telekommunikationsbetreibern zusammen.
(F) Was macht Cablescom in Deutschland und was ist Ihre Aufgabe als Mitarbeiter des Unternehmens hier in Deutschland?
(A) Cablescom hat im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung im Jahr 2022 den Auftrag der Deutschen Bahn (DB) für die Lieferung von 1.600 km Glasfaserkabel für fünf Jahre erhalten. Die DB ist der größte Bahnbetreiber in Europa, daher war die Zusammenarbeit mit der DB schon immer ein strategisches Ziel und das Erreichen dieses Ziels war immer eine Quelle der Zufriedenheit.
Ich habe 2021 bei der DB in der Exportabteilung angefangen und bin derzeit KAM. Meine Arbeit konzentriert sich darauf, zur Geschäftsentwicklung von Cablescom auf dem deutschen Markt und anderen Märkten beizutragen.
(F) Arbeiten sie mit anderen spanischen Unternehmen hier in Deutschland zusammen?
(A) Wir arbeiten mit vielen spanischen Unternehmen und mit einigen Mitgliedern der Kammer zusammen, allerdings in Spanien. Wir sind zuversichtlich, dass wir in Zukunft mit den anderen Mitgliedern zusammenarbeiten können, dank der Netzwerkaktivitäten, die die Kammer in dieser neuen Phase mit Fernando Silva als Präsident mit großem Erfolg entwickelt.
(F) Welche Herausforderungen stellt das deutsche Bahn- und Telekommunikationsnetz derzeit an die Unternehmen des Transportsektors?
(A) Der deutsche Eisenbahnmarkt ist der am weitesten entwickelte in Europa und sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr führend. Das deutsche Schienennetz ist das umfangreichste in Europa, mit einer Gesamtlänge von rund 38.500 km, von denen 56 % elektrifiziert sind, eine Zahl, die bis 2030 auf 70 % erhöht werden soll. Der DB-Konzern ist ein öffentliches Unternehmen und der größte deutsche Betreiber mit einem Eisenbahnnetz von rund 33.000 km.
In Deutschland gibt es ein System der Präqualifikation für Bewerber sowohl im Bau- als auch im Dienstleistungsbereich. Die Präqualifikation ist für die Teilnahme an öffentlichen Ausschreibungen praktisch unerlässlich. Auf diese Weise und nach unserer Erfahrung als DB-Lieferant besteht die größte Herausforderung für ein produzierendes Unternehmen darin, eine konsolidierte Erfolgsbilanz als Unternehmen, wirtschaftliche und menschliche Kapazität zu haben und für die anzubietenden Produkte oder Dienstleistungen ordnungsgemäß zugelassen zu sein.
Andererseits sind Geschäftsbeziehungen immer Vertrauensbeziehungen, und hinter den Projekten, Verträgen oder Ausschreibungen stehen immer Teams mit vielen Personen, bei denen die Kommunikation flüssig sein muss. In diesem Sinne ist es notwendig, auf Menschen zählen zu können, die Deutsch sprechen und die deutsche Kultur kennen.
(F) Welche Lösungen können Sie den anderen Mitgliedern anbieten?
(A) Erstens unsere industriellen Kapazitäten und unsere langjährige Erfahrung mit Lösungen in den Bereichen Telekommunikation und Eisenbahn, wie oben beschrieben.
In der Kammer gibt es mehrere Unternehmen, die in diesen Sektoren tätig sind und andere Lösungen anbieten, und wir sind offen für Synergien, die geschaffen werden können.
Im Bereich der Telekommunikation würden wir gerne mit der Deutschen Glasfaser, der Deutschen Telekom oder der UGG zusammenarbeiten, um nur einige zu nennen…
(F) Sind sie Mitglied in anderen spanischen Organisationen?
(A) Ja, Cablescom ist Mitglied der Handelskammer von Saragossa, des spanischen Verbandes der Eisenbahnindustrie (MAFEX), des spanischen Verbandes der Hersteller von Elektro- und Glasfaserkabeln und -leitern (FACEL) und des Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO).
(F) Haben Sie eine persönliche Beziehung zu Deutschland?
(A) Ich habe mehrere Jahre in Deutschland in Städten wie Frankfurt und Düsseldorf und für deutsche Unternehmen in anderen Ländern gearbeitet. Meine Töchter haben sowohl die spanische als auch die deutsche Staatsangehörigkeit, und meine älteste Tochter lebt in Berlin. Ich fühle mich sehr wohl in Deutschland, wo ich Familie und gute Freunde habe.
(F) Würden Sie einige Anekdoten hervorheben, die die kulturellen Unterschiede zwischen den beiden Ländern widerspiegeln?
(A) Im Allgemeinen sind die Mahlzeiten vielleicht noch sehr unterschiedlich. Wenn es in Spanien Zeit für das Abendessen ist, schlafen die Menschen in Deutschland vielleicht schon fast. In Deutschland neigen wir dazu, für alle möglichen Situationen zu planen, und in Spanien sind wir offener für unvorhergesehene Ereignisse. Ich denke aber, dass sich beide Kulturen sehr gut ergänzen und auch die gemeinsame Zusammenarbeit trägt zweifelsohne zur Bereicherung des Endergebnisses bei.